Lean Changemanagement ist eindrücklich und obwohl nicht neu im Grunde durch seine Anwendung revolutionär. Mir kommt spontan als Parallele das Integrieren in der Mathematik in den Sinn. Hier geht es ja darum, dass man die Fläche einer Funktion ermittelt, indem man sich von Punkt zu Punkt hangelt und dabei mathematisch das Delta unendlich klein werden lässt. In der Welt der Agilität, welches von Feedback und Transparenz lebt, ist dieser mathematische Ansatz das angestrebte Ideal: Man tut etwas, um von einem Zustand in einen anderen zu gelangen und hat unmittelbar Feedback, wo man tatsächlich gelandet ist. Verlässt man die Linie im Sinne des Idealkurses nicht, so hat man den geringsten Aufwand. Die Ableitung von Plan Do Check Akt (PDCA) ist im mathematischen Sinne daher das Lean Changemanagement.
Zu kompliziert? Lasst es mich anders erklären
Damit Lean Changemanagement sinnhaft angewendet werden kann, brauche ich ein komplexes Konstrukt welches sich ausserhalb meines Kontrollbereichs befindet. Dieses Konstrukt hat einen Basiszustand und ich möchte dieses in einen Zielzustand bringen. Immer noch abstrakt ich weiss, daher nehmt jetzt einfachheitshalber an, dass das komplexes Konstrukt meine Frau ist (Schatz, ich liebe dich. Und das mit dem komplexes Konstrukt ist im Fall ein Kompliment..!).
Nehmen wir also an, dass meine Frau Sandra (Name von der Redaktion geändert) traurig ist (=Zustand 1) und ich möchte dass Sandra glücklich ist (=Zustand 2). Damit ist klar, dass es einen Parameter Zeit und eine oder mehrerer Aktionen braucht. Nun werfen wir den Prozess des Lean Changemanagements an und wiederholen das bis der Zielzustand genügend zufrieden erreicht ist.
- Insights sammeln
- Optionen und Hypothesen generieren
- Experiment(e) starten
Konkret
- Schatz was ist los? Zuhören, Nachfragen, in den Arm nehmen, …
- Kurz mit dem Hund Gassi gehen und überlegen was helfen würde… (Witz erzählen?, Im Haushalt helfen?, in Ruhe lassen?, ins Kino gehen?, ins Schlafzimmer gehen?, ..
- Ausprobieren
Ich sehe schon ihr habt es verstanden.
Transfer
Wir haben bei uns in der Firma ein leidiges Thema, dem ihr sicherlich in eurem Leben mindestens einmal begegnet seid. Es geht nämlich um ein Tool das eingeführt wurde und selbstredend von allen am liebsten in die Wüste geschickt werden würde. Ich will hier die Gründe nicht ausführen, aber glaubt mir drei Dinge: Erstens macht das Ding Sinn, zweitens ist es gar nicht soooo schlecht und drittens haben wir keine Alternative. Mit diesem Hintergrund und dem Rüstzeug des LCM sind wir im Team zusammengesessen und haben versucht uns zu überlegen, wie wir den Zielzustand, der vielleicht am besten mit dem Begriff Akzeptanz umschrieben werden kann, erreichen könnten. Im Folgenden versuche ich mit den erarbeiteten visuelle Elementen und textuelle Ergänzungen durch das Ergebnis zu führen.
Gemeinsames Verständnis
Zu Beginn sollte wir alle vom Gleichen sprechen, weshalb wir gemeinsam erarbeitet haben, was der Zielzustand rund um das Tool sein sollte.
Mit wenigen Wörtern ist bereits vieles antizipiert, weshalb das Tool für die Mitarbeiter aus Sicht des Changeteams als «untragbar» gilt. Das Team ist der Meinung, dass die Akzeptanz nicht mehr in Frage gestellt werden würde, wenn die Empfindung gemäss den verwendeten Adjektiven sein würde. Der überstrapazierte Konjunktiv ist übrigens ein Zeichen der Unsicherheit der Aussagen und des fehlenden Kontrollbereichs. Es sind nichts als Hypothesen…
Einsichten Sammeln
Es gibt zwei Arten von Einischten: Die aus erster Hand und die aus zweiter Hand. Letztere können vom Changeteam selbst bekannt/erkannt/erfunden werden, sie können oder zumindest könnten aber auch falsch sein. Daher sind die wirklich coolen Einsichten aus erster Hand. Doch wer ist die erste Hand? Dazu haben wir eine Stakeholdersicht diskutiert. Wer ist überhaupt wie betroffen? Wer beeinflusst wen? Wer ist Pig und wer ist Chicken?
Weiter haben wir Interviews geführt um danach Optionen und Hypothesen zu definieren. Die wurden auf den Achsen «Aufwand/erwartete Wirkung» gewichtet. Exemplarisch ein Canvas zum Insight «zu wenig geschult».
Weiter – und das erachte ich persönlich als zentrales Element im LCM – haben wir uns darüber unterhalten, an was wir aufmachen, dass wir uns dem Zielzustand nähern. Oft hat man ja ein Bauchgefühl, aber wer Daniel Kahneman’s Theorie über System I und System II kennt (Quelle: Daniel Kahneman, Schnelles Denken, Langsames Denken) weiss, dass dieses Bauchgefühl auch irreführend sein kann. Daher sind belastbare Messpunkte ein zentraler Erfolgsfaktor. Natürlich können diese auch wieder subjektiver Art sein, aber dann mit dem Hintergrund, dass viele subjektive KPI’s eine gewisse Verobjektivierung (Wow, was für ein Wort..) garantieren und das wiederum ist OK. Hier unsere Überlegungen.
Experimente
Wir haben uns für drei Dingen entschieden, die wir nun im Sinne von Experimenten weiterverfolgen. Jedes Experiment hat einen Owner. Der Ausgang dieser Experimente steht zum jetzigen Zeitpunkt zwar offen, aber was ich bereits weiss ist, dass es einen Effekt, also zumindest eine Wirkung der Handlungen gegeben hat, resp. gibt.
Und zum Schluss
Übrigens kriegt man beim LCM noch gratis etwas mit: Spekulationen und strategische Überlegungen zu Zusammenhängen machen im Team viel mehr Spass und Erfolge als Gruppe sind erst noch viel cooler…