Agile Methoden wie Scrum lassen sich bei der Swisscom in Teilbereichen gut umsetzen, wobei sich das Unternehmen in Infrastrukturprojekten mehrheitlich an einem Lean-Ansatz orientiert. Das Modul „Agile Organisation“ hat mir vor allem dabei geholfen, meinen Führungsstil zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Seit September dieses Jahres bin ich in einem Netzausbauprojekt als Leader for Teams Development für die Steuerung und fachliche Führung eines Projektteams von ca. 20 Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen verantwortlich. Darunter sind Expertinnen und Experten aus den Abteilungen Netzplanung, Realisierung, Finance und Contact Center (1st– und 2nd-Level-Support für Kunden). In meiner fachlichen Führungsrolle versuche ich, strukturelle Führung innerhalb der Projektorganisation zu praktizieren, um eine teambasierte Führung innerhalb der beteiligten Fachbereiche zu ermöglichen. Ich habe entschieden, Kanban als agiles Framework zu verwenden, weil wir als dezentral organisierte Teams in einer Wertschöpfungsstruktur eine Projektmanagementmethode nutzen wollten, die ähnlich wie Scrum Transparenz schafft, aber mit weniger festen Regeln auskommt.
Wir sind als Projektteam an der Umsetzung des Fibre Challenge Project der Swisscom beteiligt. Ziel unseres Teilprojekts ist es, 100 000 Haushalte in einer schwer zugänglichen Region der Schweiz innerhalb von sechs Monaten an das Breitbandnetz anzuschliessen. Das Projektteam sitzt an verteilten Standorten in Basel, Bern und Luzern, was die direkte Kommunikation erschwert. Eine weitere Herausforderung des Projekts ist die Vielzahl der externen Stakeholder: Behörden, Hausbesitzer und Kunden. Das Projektteam steht in ständiger Abstimmung mit den Bau- und Strassenbaubehörden der beteiligten Gemeinden. Die für den Breitbandausbau erforderliche Strassenbearbeitung ist mit hohen Kosten verbunden und lässt sich wegen der Auswirkungen auf den Strassenverkehr nur mit politischer bzw. öffentlicher Beteiligung planen. Die Genehmigungsprozesse der öffentlichen Planungs- und Bauvorheben erweisen sich als entsprechend kompliziert und können vom Team nicht beeinflusst werden.
Wir verwenden für die Projektsteuerung ein digitales Kanban-Board in Jira, einer webbasierten Software für Projektmanagement. Aufgaben werden ausschliesslich in Jira verteilt. E-Mails spielen in der Projektkommunikation eine untergeordnete Rolle. Als Team bewegen wir uns aufgrund der Projektstruktur auf dem Kanban Flight Level 2. So können wir den Arbeitsfluss der verschiedenen Teams besser koordinieren. Die Vorteile von Kanban als Methode liegen für uns auf der Hand: Das Kanban-Board bietet eine hohe Transparenz in der Projektkommunikation, die vor allen bei uns als geografisch verteiltem Team in unterschiedlichen Fachbereichen wichtig ist. Kanban hilft uns ausserdem, die Komplexität des Projekts durch klar definierte Aufgabenpakete mit jeweils aktuellem Status zu bewältigen und für alle Beteiligten jederzeit einsehbar zu machen. Kanban erlaubt uns, Probleme rechtzeitig zu erkennen und ermöglicht eine hohe Selbststeuerung der jeweiligen Fachteams, da klar ist, welche Aufgaben bis wann von wem erledigt werden müssen.
Das gesamte Team tauscht sich jeden Montag in einem 60- bis 90-minütigen Stand-up-Meeting zum Projektstatus und den aktuellen Themen aus. Alle zwei Wochen gibt es eine dreistündige Retrospektive, um Prozesse und Abläufe zu verbessern und voneinander zu lernen. Wichtig ist hier, dass jedes Teammitglied die eigene Perspektive einbringt. Für diese virtuellen Meetings verwenden wir Microsoft Teams. Die Mitwirkung aller internen Projektbeteiligten an der Konzeption und Planung der Projektschritte und der Austausch in den Stand-ups und Retros hat eine gute Feedback- und Lernkultur im Team geschaffen. Kanban hilft uns, selbstgesteuerte Prozesse so auszurichten, dass wir das Projektziel so effektiv und effizient wie möglich erreichen können.