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Was kannst du beitragen?

Wird am Heilpädagogischen Zentrum Hagendorn (HZH) ein neues Projekt gestartet, geschieht dies mittels Projektauftrag, welcher die Ausgangslage, Zielsetzung, Abgrenzung, Meilensteine, Termine, Kosten, Personalaufwand, Sachmittel und die Projektorganisation beschreibt.

Laut Faschingbauer beschreibt unser Projektauftrag den Prozess der linearen-kausalen Problemlösung (2017). Oder auch das Planen nach klassischen Managementmethoden, wie es auch der Ablauf in Abbildung 1 visualisiert.

Abb. 1: Linear-kausaler Prozess der Problemlösung (Faschingbauer, 2017, S.27)

Handelt es sich um Projekte mit einer komplexen Problemstellung, allenfalls mit verhandelbaren Zielsetzungen, ist es für uns oftmals schwierig, das Dokument mit den verlangten Informationen auszufüllen. Der Projektauftrag wird dann nur mit den angenommen Angaben oder lückenhaft ausgefüllt.  

Der im Unterricht aufgezeigte Vergleich zwischen Manager und Unternehmer, welche ihre Freunde zum Abendessen einladen und dazu ein ganz unterschiedliches Vorgehen wählen, hat mir sehr viel aufgezeigt. Ich gehe davon aus, dass mit der zunehmend komplexen und schnelllebigen Zeit auch wir am HZH vermehrt auf den Effectuation-Ansatz setzten müssen.

Faschingbauer (2017, S. 39) scheibt:

Effectuation fällt auf fruchtbaren Boden, wenn die Zukunft ungewiss ist, (noch) keine Ziele vorgegeben sind, und uns die verfügbaren Informationen nicht sagen, was wir tun sollen (Sarasvathy, 2001a). Effectuators besinnen sich auf ihre Mittel, nutzen ihre Vorstellungskraft, verhandeln mit Stakeholdern, treffen Vereinbarungen und kreieren so in vielen kleinen Schritten die Zukunft.

Wie Abbildung 2 aufzeigt, macht es keinen Sinn, jedes Vorhaben mit der Effectuation-Methode zu bearbeiten. Im planbaren Kontext leisten die gewohnten BWL-Grundlagen weiterhin gute Dienste (Faschingbauer, 2016).

Abb. 2: Effectuation und Kausale Logik über den Lebenszyklus eines Vorhabens -(Faschingbauer, 2017, S. 40)

In frühen Phasen eines Vorhabens kann Effectuation jedoch oftmals nutzbringend eingesetzt werden. In diesen Phasen machen ausführliche kausale Pläne wenig Sinn, da viele für gute Pläne benötigte Parameter, noch nicht bekannt sind. Was sich auch bei uns am HZH zeigt. Hier bedarf es bei uns in der Geschäftsleitung ein Umdenken, welches erst langsam Einzug nimmt.

Effectuation geht davon aus, dass die Zukunft nicht vorhersehbar ist, jedoch durch die Dynamik der Umwelt und das eigene Handeln geformt werden kann. Im Gegensatz zur linear-kausaler Problemlösung, müssen wir bei der Effectuation, das Ziel noch nicht fix definiert haben. Wichtig ist es jedoch, dass wir unsere persönliche Ausgangslage genau kennen. Am HZH machen wir uns seit einigen Monaten vermehrt Gedanken über Kooperationen mit anderen Institutionen. Wir müssen uns somit überlegen: Wer bin ich? Wen kenne ich? Was weiss und kann ich beitragen? Gedanken welche ich der Effectuation zuschreibe.

Abb. 3: Dynamisches Effectuation-Modell (Faschingbauer, 2017, S. 32)

Faschingberger (2016, S. 34) spricht von vier Prinzipien der Effectuation. Neben dem Prinzip der Mittelorientierung, nennt er das Prinzip des leistbaren Verlustes. Wo laut Management-Handbuch nur diejenigen Vorhaben mit dem besterwarteten Ertrag gestartet werden, orientiert sich Effectuation am leistbaren Verlust. Wer in ungewissen, volatilen Zeiten unternehmerisch handeln will, überlegt sich, welchen Einsatz man leisten kann, egal wie das Spiel ausgeht. Als weiteres Prinzip nennt er das Prinzip der Umstände und Zufälle. Im Management wird versucht möglichst nichts dem Zufall zu überlassen. In der Effectuation erhalten Zufälle jedoch eine neue Rolle; sie helfen dabei aufzuzeigen, wo unternehmerische Gelegenheiten erzeugt werden können. Zufälle und Rückschläge können zudem auch Informationen darüber liefern, was künftig funktionieren könnte. Das vierte Prinzip beschäftigt sich mit der Vereinbarung und Partnerschaft. Arbeitet man nach der Management-Methode, wird bereits bei Projektbeginn festgelegt, wer «der richtige» Kunde, Partner, Lieferant und Mitarbeiter ist. Der Erfolg hängt somit auch davon ab, «die Richtigen» zu gewinnen. Bei einer ungewissen, komplexen, volatilen Zukunft, kann es jedoch sinnvoller sein, andere in ein gemeinsames Vorhaben einzuladen und mit ihnen gemeinsam die Zukunft auszuhandeln. Durch eine Zusammenarbeit kommen neue Mittel und Ziele zusammen, welche den Prozess weiter beeinflussen.

Durch Zufall konnten wir am HZH bereits einen ersten Schritt zu einer solchen Kooperation aufgleisen, ohne zu wissen, wohin die Reise führt. Ich bin gespannt und freue mich auf die Fortsetzung. Ich hoffe, dass wir mit weiteren positiven Erlebnissen sowohl durch Unternehmerisches als auch durch klassisches Managementhandeln weiter voran kommen.

Literatur:

Faschingbauer, M. (2017). Effectuation – Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln (3. Auflage). Stuttgart: Schäffer-Poeschel